Zwei strategische Köpfe im Gespräch: Noveos im Wandel vom Verein zur Stiftung
Was waren die Hauptgründe für den Wechsel vom Verein zur Stiftung?
FB: Eine Stiftung wird dem Zweck von Noveos besser gerecht als ein Verein. Denn ein Verein nimmt die Gesellschaft eher als Gemeinschaft zugunsten ihrer Mitglieder wahr. Wir sind aber eine Stiftung, die zum Wohle unserer Klient*innen agieren will.
WH: Noveos will Perspektiven für Menschen mit schwierigen psychischen Lebensläufen schaffen. Beständigkeit und Sicherheit sind dabei sehr wichtig. Mit dem Wechsel der Organisationsform können wir langfristig Stabilität gewährleisten.
Welche Vorteile sehen Sie in der Stiftungsform gegenüber der bisherigen Vereinsstruktur?
FB: Eine Stiftung wird durch eine Stiftungsaufsicht überwacht. Sie stellt sicher, dass ihre Aktivitäten ihrem Zweck entsprechen. Das wiederum erhöht ihre Seriosität und Beständigkeit – ein wichtiger Vorteil gegenüber Vereinen. Ausserdem können Vereine durch Mitgliederbeschluss viel schneller aufgelöst werden. Ein weiterer Grund, der für die Stiftungsform spricht.
WH: Die bereits angesprochene Stabilität und strategische Langfristigkeit – das brauchen wir für eine erfolgreiche Zukunft.
Hat die neue Rechtsform Einfluss auf die Strategie und das Angebot von Noveos?
FB: Es gibt aktuell keinen erkennbaren Bedarf für einen grundlegenden Kurswechsel, weder in der Strategie noch im Angebot. Wir werden wie bisher unserem Auftrag treu bleiben und auch neue Bedürfnisse der Gesellschaft aufgreifen, uns weiterentwickeln und den Veränderungen anpassen. So bleibt für unsere Klient*innen wie auch für das Fachpersonal alles beim Alten.
WH: Noveos bleibt so, wie es ist. Das war und ist seit je her unser Ziel. Auch in Zukunft bieten wir verschiedene Wohnformen, Arbeitsplätze und Unterstützungsangebote für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung an.
Wie ist die Stiftung strukturiert und welche Rolle spielen der Stiftungsrat und andere Schlüsselpersonen in der täglichen Arbeit?
FB: Der Vorstand des Vereins wurde zum Stiftungsrat. Weder in diesem Gremium noch in der Geschäftsleitung gab es personelle Veränderungen. Der Stiftungsrat wird weiterhin für die strategischen Entscheide verantwortlich sein und zusammen mit der Geschäftsleitung die notwendigen strategischen Weichen stellen. Die Schlüsselpersonen sind unsere Fach- und Kadermitarbeitenden inklusive Geschäftsleitung, die sich täglich für das Wohl unserer Klient*innen einsetzen.
WH: Das Wichtigste sind die Menschen, die wir begleiten. Nach dieser Maxime handeln alle Mitarbeitenden von Noveos und auch der Stiftungsrat. Wir versuchen immer, die Arbeitsabläufe und die Struktur so zu gestalten, dass wir die Klient*innen bestmöglich betreuen und unterstützen können. Die Struktur vor und nach dem Übergang vom Verein zur Stiftung ist identisch.
Was sind die langfristigen Ziele der Noveos Stiftung?
FB: Noveos hat sich zum Ziel gesetzt, den Auftrag entsprechend unserer Philosophie und dem heute bestehenden Angebot zu erfüllen. Um dies auch langfristig garantieren zu können, überprüfen wir periodisch die gesellschaftlichen Veränderungen, die Bedürfnisse der Menschen und damit auch unsere zukunftsorientierte Strategie. Diese passen wir den aktuellen Gegebenheiten an und versuchen mit neuen Angeboten die Bedürfnisse zu erfüllen.
WH: Noveos will auch in fünf, zehn und zwanzig Jahren für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung da sein. Und wir wollen eine sehr gute Arbeitgeberin sein. Jedes Mal, wenn ich einen Noveos-Film sehe, bin ich tief beeindruckt von der Arbeit und den Leistungen unserer Mitarbeitenden und Klient:innen. Und genau das, was in den Filmen zu sehen ist, ist auch unser langfristiges Ziel. Wir sind, was wir tun.
Was motiviert Sie persönlich, sich für die Ziele der Stiftung einzusetzen und gibt es ein besonderes Erlebnis, das Sie mit Ihrer Arbeit verbinden?
FB: In den zwanzig Jahren meiner Tätigkeit im Vorstand (jetzt der Stiftung) habe ich Höhen und Tiefen erlebt. Als Vertreter der Privatwirtschaft war es mir immer ein Anliegen, Noveos auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu betrachten. Mein Ziel war es, Noveos zu erhalten und weiterzuentwickeln, was immer auch von gesunden Finanzen und einem professionellen Management abhängt. Nur so – und das war und ist nach wie vor meine Motivation – können wir dieses wertvolle Angebot erhalten.
WH: Die Motivation kommt von innen und aus den vielen Rückmeldungen vor Ort. Zu sehen, dass mein kleiner Beitrag Teil von etwas Grossem ist, macht mich glücklich. Das Team von TextilArt hat mir zur Stiftungsgründung ein grosses Zebra geschenkt. Es war das erste Tier, das wir für die ZKB und den Zoo herstellen durften. Das hat mich tief beeindruckt. Es sitzt jetzt bei uns im Wohnzimmer und ist ein Teil von uns.
Wohin wird sich die Stiftung in den nächsten Jahren entwickeln?
FB: Wie erwähnt, werden wir das Geschehen und die gesellschaftliche Entwicklung ständig beobachten und, wenn wir Möglichkeiten sehen zu helfen, entsprechende Angebote prüfen.
WH: Wir können bald in ein neues Wohnhaus einziehen. Es ist modern, hell und offen. Genau das streben wir an. Hell, modern und offen soll auch das Beraten, Wohnen und Arbeiten in der Stiftung Noveos sein. Daran arbeiten wir täglich. Auch als Stiftung werden wir regelmässig in unserem Jahresbericht, dem Noveosletter, auf der Website und auf allen anderen Noveos-Kanälen über unser Tun berichten.
Schauen Sie bei Gelegenheit bei uns vorbei – in unseren TextilArt-Läden in Männedorf und demnächst in Uster gegenüber dem Stadthaus oder besuchen Sie uns in unseren Brockis in Meilen und Volketswil. Zusammen mit unseren Werkstätten und Wohnhäusern widerspiegeln sie die Vielfalt von Noveos. Rückmeldungen jeder Art sind für uns alle wichtig und willkommen. Mich erreichen Sie unter 079 358 98 53.
Wie sichert die Stiftung ihre finanzielle Nachhaltigkeit und welche Rolle spielen dabei Spenden?
FB: Zunächst einmal müssen wir unsere Arbeit gut machen. Das heisst konkret, dass wir die Kosten im Griff haben müssen. Wie jedes andere gesunde Unternehmen auch, müssen wir mehr Einnahmen als Ausgaben generieren. Es geht aber nicht darum, Gewinn zu erwirtschaften, sondern einfach darum, das Geld optimal für unsere Angebote einzusetzen. Spenden sind unglaublich wichtig für uns. Damit können wir wichtige Projekte und eben auch neue Angebote finanzieren, damit wir in Zukunft noch mehr Menschen noch besser unterstützen können.
WH: Wir sind breit aufgestellt. Wenn Sie unseren Jahresbericht lesen, sehen Sie, dass wir diversifiziert unterwegs sind. Dies macht uns wirtschaftlich gesehen weniger anfällig für «schlechtere Zeiten».
Wie trägt Ihr beruflicher Hintergrund zum Erfolg der Stiftung bei? Wie bringen Sie Ihre spezifischen Fähigkeiten und Erfahrungen ein?
FB: Als ehemaliger HR-Leiter von Grossunternehmen und Mitglied von Geschäftsleitungen bin ich natürlich immer dann gefragt, wenn es um die Besetzung von Führungspositionen geht. Aber auch Inputs zur Personalpolitik sind hin und wieder erwünscht. Mit der Brille des Managers stelle ich manchmal auch Fragen, die das Management, die Finanzen und ganz allgemein die Unternehmensführung betreffen.
WH: Jeder berufliche Hintergrund kann zum Erfolg von Noveos beitragen. Meine Ausbildung und Berufserfahrung kann in ungewohnten Situationen helfen. Aber nur zusammen sind wir schlagkräftig. Deshalb agieren wir immer im Team.
Gibt es eine bestimmte Botschaft, die Sie unseren Leser*innen und potenziellen Unterstützer:innen mit auf den Weg geben möchten?
FB: Noveos ist ein ganz tolles Unternehmen, das sich eine Aufgabe gestellt und ein Angebot geschaffen hat, das der Kanton oder die Gemeinden nicht bereitstellen oder abdecken können. Damit leistet Noveos einen sehr wertvollen Beitrag an die Gesellschaft. Wir bieten in unseren Arbeitsbereichen eine Tagesstruktur und im begleiteten Wohnen ein Zuhause. Es sind Menschen wie Sie und ich, aus Ihrer Nachbarschaft, aus Ihrem Arbeitsumfeld, Verwandte oder Freunde. Mit Ihrer Unterstützung leisten Sie einen wertvollen und sinnvollen Beitrag, damit unsere Klient*innen ein menschenwürdiges, sinnerfülltes und in die Gemeinschaft integriertes Leben führen können. Herzlichen Dank!
WH: Kommen Sie vorbei. Schauen Sie sich in unseren Läden und Brockis um. Schreiben Sie uns, was Sie bewegt, beschäftigt, motiviert. Das tue ich auch hin und wieder. Dabei halte ich mich an ein altes Sprichwort, das mich motiviert: Es wird nie Rosen regnen. Wenn wir mehr Rosen haben wollen, müssen wir mehr Rosen pflanzen.
Vielen Dank für das Interview!